Eine Kulisse, wie man sie schöner nicht malen könnte! Glitzernder Schnee, strahlend blauer Himmel, eine traumhafte Aussicht, nachts ein klarer Sternenhimmel. Das Hemsing Festival, zu dem die Schwestern Ragnhild und Eldbjørg Hemsing ins norwegische Aurdal einladen, spielt rein landschaftlich in der Festival-Champions-League. Mindestens!
Vom 19. bis 23. Februar kamen hier befreundete Künstler zusammen, um an besonderen Orten intime Kammermusik zu spielen. Etwa in der Kirche in Aurdal, der Bergkirche unweit des kleinen Skigebiets oder dem gemütlichen Festivalhotel Nythun, ruhig in den Bergen oberhalb des Tals gelegen. Drei Stunden braucht man mit dem (winterfesten) Auto vom Osloer Flughafen hierher. Für Ragnhild und Eldbjørg Hemsing bedeutet das Festival: nach Hause kommen. Hier in Valdres wuchsen die Schwestern auf, hier verinnerlichte Ragnhild neben der klassischen Geigenausbildung auch die mündlich tradierten, von Dorf zu Dorf verschiedenen Melodien auf der Hardangerfiedel, die auch beim Festival nicht fehlen dürfen. Genauso natürlich wie die Musik des Nationalkomponisten Edward Grieg.
Thematisch kreist das Programm der neunzehn Konzerte, etwas allgemeiner gehalten, um die Themen Freiheit und Transformation. Das betrifft witzigerweise auch den sogenannten „Rakfisk“, unter dem man bis zu eineinhalb Jahre fermentierte Forellen versteht, die hier als Spezialität gelten. Und so gelingt es dem Hemsing Festival, Klassik und Kulinarik zusammenzubringen. Ob beim Frühstückskonzert mit Rachmaninow oder dem abendlichen Vier-Gänge-Menü mit musikalischen Häppchen von Chopin bis Ravel. Um dem Alltag zu entkommen, bietet dieses familiäre und freundliche Festival genau den richtigen Zufluchtsort. Und für den ärgerlichen Fall, dass man doch in dieser Idylle einschneien und nicht zurück nach Deutschland kommen sollte, trotz „mildem“ Winter in Norwegen durchaus denkbar, gibt es eine einfache Lösung: Man bleibt einfach dort. Alle Probleme gelöst.
Fotos innen: Nikolaj Lund, Fotos außen: Jesper Klein, Foto Festivalhotel: Hasko Witte